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Die Stimme des Wolfes

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Zusammenfassung

Serena Calvin frischgebackene Juniorpartnerin in der Kanzlei MJC ist absolut ahnungslos. Nach der alljährlichen Weihnachtsfeier verändert sich ihr Leben schlagartig. Sie lernt auf dramatische Weise, wer sie wirklich ist. Nicht zu guter letzt ihr Gefährte Alpha Aaron hilft ihr auf dem schweren Weg zu sich selbst und zu ihrem Wolf, einer Stimme, die sie schon viele Jahre geleitet und beschützt hat...

Genre:
Fantasy / Adventure
Autor:
Tara_Del
Status:
Abgeschlossen
Kapitel:
48
Rating:
5.0 16 Bewertungen
Altersfreigabe
18+

1 Serena

23.12.2020

„Kommen sie nach Vorne Serena, kommen sie, wir warten auf sie.“ Alle Blicke in dem festlich geschmückten Saal waren auf mich gerichtet und obwohl ich einen Hauch von Nervosität in mir verspürte, tat mein Körper was von ihm verlangt wurde. Der Weg zur Bühne dauerte nur wenige Augenblicke, dennoch fühlte es sich wie eine kleine Ewigkeit an, bis ich die Hände der Seniorpartner schütteln konnte und an das Rednerpult verwiesen wurde. „Danke Mr. Miller, Mr. Johnson und Mrs. Clarke. Ich fühle mich wirklich geschmeichelt und weiß gar nicht so recht was ich sagen soll. Vielleicht erwarten sie nun alle von mir, dass ich ein paar Blätter aus meiner Tasche zaubere, auf denen ich meine Dankesrede vorbereitet habe. Ich fürchte, ich muss sie leider enttäuschen.“ Ich hatte das Gelächter meiner Zuhörer, in diesem Fall der nahezu vollständig versammelten Belegschaft der MJC-Kanzlei, auf meiner Seite und schmunzelte. „Wäre ich ein Hollywoodsternchen würde ich mich nun bei meinen Eltern, Tanten, Onkel, Großeltern und vermutlich irgendwelchen Lehrern bedanken. Zum Glück sind wir hier in Manhattan und der Hollywoodboulevard ist ausreichend weit entfernt, so dass ich sie auch damit verschonen kann. Alles, was ich sagen kann und möchte, ist, Danke. Danke dass sie...“ Ich zeigte mit meiner Hand auf die drei Firmeninhaber, die mich wohlwollend lächelnd ansahen. „… an mich geglaubt haben, als ich vor fünf Jahren in diese große Stadt gekommen bin. Ohne sie würde ich heute nicht hier stehen. Also vielen Dank für die Unterstützung und den Glauben an mich. Ich bin davon überzeugt, dass sie es mir nicht verübeln werden, wenn ich nun keine ausschweifenden weiteren Worte an sie richte, sondern mich auf meinen Platz begebe und wie alle anderen ungeduldig auf die Freigabe des wie immer umwerfenden Buffets warte.“ Ich drehte mich lächelnd zu den Firmeninhabern um, schüttelte ihre Hände und bekam von Miles Johnson noch einen riesigen Blumenstrauß überreicht.

Heute wurde ich offiziell als Juniorpartnerin in die Kanzlei aufgenommen, etwas auf das ich die letzten Jahre stetig zugearbeitet hatte. Vor fünf Jahren kam ich, ein kleines Mädchen aus Bloomington in Indiana, in die große weite Welt, nach New York. Ich hatte an der Universität Bloomington mein Jurastudium abgeschlossen und bei der MJC-Kanzlei eine positive Antwort auf mein Bewerbungsschreiben erhalten. Natürlich war es mehr als hilfreich, dass mein Dozent an der BU der Schwager von Emily Clarke war und sie die Möglichkeit hatten, bei ihm Erkundigungen über mich einzuholen. Mittlerweile bin ich 28 Jahre alt und damit jüngste Juniorpartnerin in der Geschichte der MJC-Kanzlei. Das war nun nicht wirklich eine Kunst, da ich die bisher einzige Juniorpartnerin war. Die drei Seniorpartner waren in ihren 50ern und begründeten meine schnelle Beförderung damit, dass sie langsam ihre Nachfolge sichern wollten. Als Thomas Miller mir mitteilte, dass sie sich vorstellen könnten, mir eines Tages die Kanzlei zu überlassen, fiel ich fast aus allen Wolken.

In meinen Kindertagen hatte ich immer davon geträumt meinen perfekten Prinzen zu finden, zu heiraten, ein eigenes Haus zu besitzen, Kinder zu bekommen und mit einem Hund herumzutollen. Wir wären die perfekte und vollkommen glückliche Familie. Dann musste ich innerhalb kürzester Zeit Erwachsen werden. Meine Eltern starben als ich gerade mal 9 Jahre alt war bei einem Autounfall. Von diesem Tag an, änderte sich mein Leben. Als Waise ohne jegliche nähere Verwandtschaft wurde ich in ein Pflegeheim gesteckt und um das ganze Grauen perfekt zu machen, war es ein katholisches Pflegeheim, dass nur Mädchen aufnahm.

An meinem 16. Geburtstag veränderte sich mein Leben erneut. Ich fing an Stimmen zu hören, gut es war eigentlich nur eine Stimme, eine die immer wieder versuchte mich davon zu überzeugen, dass ich weglaufen sollte. Die Äbtissin, die sich für das Pflegeheim verantwortlich zeigte, ließ mich von einem Psychologen untersuchen, der die Diagnose paranoide Schizophrenie verkündete. Damit war ich sozusagen gebrandmarkt und alles, was ich sagte oder tat, wurde von diesem Tag an in Frage gestellt. Die ersten Wochen gaben sie mir Medikamente, die meine Wahnvorstellungen und Halluzinationen unterbinden sollten. Die Stimme blieb, sie wurde leiser und sie sprach deutlich seltener zu mir, aber sie verschwand niemals.

Sobald ich 18 Jahre alt war, wurde mir mein Erbe ausgezahlt. Ich weiß nicht, wie oder woher meine Eltern zu so viel Geld kamen, aber ich brauchte mir über meine Zukunft erst einmal keine Sorgen machen. Ich kaufte mir ein Ticket nach Bloomington und schrieb mich direkt an der Bloomington Law School ein. Ich machte drei Jahre später meinen Bachelor und bewarb mich im Anschluss an der Universität in Bloomington im Fach Jura. Jede freie Minute verbrachte ich mit lernen, so dass ich nach weiteren zwei Jahren bereits meinen JD in Familienrecht bestanden hatte. Ich wollte dafür sorgen, dass andere Menschen niemals eine so erniedrigende Behandlung erfahren mussten wie ich durch die Kirche und die Medizin. Sicher, die Schwestern und die Äbtissin haben sich um mich gekümmert, als niemand anderes da war. Sie haben mich mit Kleidung und Bildung versorgt. Dafür musste ich allerdings auch stets und immer dankbar sein. Jeden Morgen wurden wir gegen 5 Uhr geweckt und hatten als erstes ein Gebet zu sprechen. Nachdem wir uns angekleidet hatten, ging es in den Speisesaal zum Frühstück und nach dem Frühstück war es an der Zeit zu putzen. Jede Woche wechselte unser Dienst. In der einen Woche war ich für den Flur und das Treppenhaus eingeteilt, dann für die Küche, die Schlafsäle, die Bäder und für das Kirchenschiff, bevor der Plan wieder von vorne begann. Nachdem wir unseren Dienst verrichtet hatten, hieß es wieder für die Gnade, die uns zuteil geworden war zu beten, bevor wir endlich in den Unterricht gehen konnten. Mittagessen, beten, Unterricht, Abendessen, beten und schlafen gehen. Einmal die Woche fiel der Nachmittagsunterricht aus. An den Donnerstagnachmittagen gingen wir schwimmen, laufen oder machten eine andere Sportart, für die gerade ein ehrenamtlicher Trainer Zeit hatte.

Als ich nach meinem 16. Geburtstag zum Sport fuhr fing es an. Plötzlich hatte ich eine weibliche Stimme in meinem Kopf. *Ich will laufen* verwirrt drehte ich mich zu meiner Freundin Abby um, die im Bus neben mir saß „Hast du was gesagt Abs?“ Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte den Kopf. Ich runzelte meine Stirn und drehte meinen Blick wieder zum Fenster. *Ich will laufen* sofort schnellte mein Kopf herum und ich sah die Mädchen, die um mich herumsaßen, an. Keine von ihnen wirkte so, als hätte sie etwas gesagt. „Hey, Ren alles in Ordnung mit dir?“ Abby legte ihre Hand auf meinen Arm. „Du siehst ziemlich verängstigt aus.“ Ich schüttelte meinen Kopf, sah nochmal auf die andere Mädchen. „Nein, Abs, alles in Ordnung.“ Und im Flüsterton fügte ich noch ein ‚glaube ich zumindest‘ hinzu. Ich schaute aus dem Fenster und verfolgte mit meinen Augen die anderen Menschen, diejenigen die in der normalen Welt lebten, die nichts von den Sorgen und Nöten der Mädchen in St. Annas Pflegeheim wussten. „Weißt du Abs, manchmal träume ich davon, wie es wäre, wenn meine Eltern noch am Leben wären. Was wir dann tun würden, wie ich dann sein würde.“ Ich spürte, wie Abby ihre Hand langsam über meinen Arm fahren ließ. „Ich weiß Ren, ich weiß, das frage ich mich auch immer wieder.“ Wir beide seufzten fast zeitgleich laut auf, bevor der Bus anhielt und Schwester Penelope uns hinausscheuchte. Heute ging es ins Schwimmbad und ich freute mich schon sehr darauf. Ich war schon als Kind eine ausgiebige Wasserratte, meine Mutter hatte immer Schwierigkeiten mich aus der Badewanne zu bekommen. Ein Lächeln legte sich auf meine Gesichtszüge, als ich daran dachte, wie sie des Öfteren einfach aufgab und mich so lange baden ließ, bis das Wasser einfach zu kalt war und ich freiwillig rauskletterte.

Als ich aus dem Bus ausstieg hielt ich augenblicklich meine Nase in die Luft. Ein merkwürdiger Geruch flog mir regelrecht zu. Er war wahnsinnig intensiv und aufdringlich, etwas Kiefer vermischt mit frischem Regen und irgendeiner Würze, die ich nicht näher beschreiben konnte. Ich schnupperte in alle Richtungen und blieb abrupt stehen, so dass Vanessa direkt in mich hineinlief. „Man, pass doch auf du kleine Schnepfe.“ Vanessa war einen Kopf kleiner als ich und irgendwie die Queen des Pflegeheims, zumindest glaubte sie es von sich. Mit 1,74 war ich die Größte von allen und selbst die Schwestern mussten fast ausnahmslos zu mir Aufsehen. Ich rollte mit den Augen, als Vanessa mir mit ihrer Hand in den Rücken stieß. Ich trat einfach einen Schritt zur Seite und machte so die Tür frei. Abby stand neben mir und sah mich verwundert an. „Riechst du das nicht Abs? Es ist so wahnsinnig intensiv, als würde ich irgendwo mitten im Wald stehen.“ Wieder schüttelte sie nur den Kopf und sah mich an, als wäre ich nicht ganz bei Sinnen. „Nun los Miss Calvin, es wird Zeit.“ Schwester Penelope tauchte direkt neben mir auf und wies auf den Eingang der Schwimmhalle, als ich immer noch versuchte den Geruch zu identifizieren griff sie nach meinem Arm und zog mich hinein. Kurz bevor ich durch die Tür trat sah ich in ein paar dunkle Augen, die mich neugierig musterten. *Es ist ihr Duft* Wieder diese Stimme in mir, inzwischen war mir bewusst geworden, dass niemand anderes diese Stimme hörte, und es beunruhigte mich über alle Maßen. Die dunklen Augen gehörten einer großen und vor allem wunderschönen Frau in einem feinen Kostüm. Sie verfolgten mich den ganzen Weg vom Bus bis zur Schwimmhalle. In ihrer Hand hielt sie ein Handy und ehe ich mich versah, hatte sie ein Foto von mir und der Schwester gemacht. Schwester Penelope war eine kleine, resolute und vor allem kräftige Frau. Es war aussichtslos sich zur Wehr zu setzen und so ließ ich mich von ihr bis zur Umkleidekabine schieben. In meinen Gedanken immer noch bei den dunklen Augen die mich so neugierig aber auch überrascht musterten.



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odalisanais87: It’s so freaking cute!! Love it

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