Kapitel 1

Hermine hatte schon längst aufgegeben in der Dunkelheit etwas sehen zu können.
Für eine Zeit lang dachte sie, dass wenn sich ihre Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, würde sie schwache Umrisse ausmachen können.
Nicht einmal ein winziger Schimmer Mondlicht schaffte es, bis so tief in den Kerker vorzudringen. Keine Fackeln im Gang vor der Zelle. Nur mehr und mehr Dunkelheit, bis sie sich manchmal wunderte, ob sie nicht wirklich blind war.
Sie hatte jeden Zentimeter ihrer Zelle mit ihren Fingerspitzen erkundet.
Die Tür, die mit Magie abgeriegelt war, hatte kein Schloss, das man aufknacken könnte, selbst wenn man mehr gehabt hätte als nur etwas Stroh und einen Nachttopf. Sie versuchte die Luft zu erschnuppern in der Hoffnung, dass es ihr irgendeinen Hinweis geben könnte; die Jahreszeit, der ferne Duft von Essen oder Zaubertränken. Die Luft war abgestanden, nass und kalt. Leblos.
Sie hatte gehofft, wenn sie nur sorgfältig genug suchen würde, könnte sie in der Wand einen losen Ziegelstein finden; ein Geheimfach in dem sich ein Nagel, oder ein Löffel, oder vielleicht ein Stück Seil befand. In der Zelle hatten sich anscheinend noch nie sehr waghalsige Gefangenen befunden. Keine Kratzer die ein Anzeichen für vergangene Zeit sein könnten. Keine lockeren Steine. Nichts.
Nichts außer Dunkelheit.
Sie konnte nicht mal mit lauter Stimme sprechen, um die unendliche Stille zu durchbrechen. Dies war Umbridges Abschiedsgeschenk an sie gewesen, nachdem sie sie in die Zelle geschleppt und ein letztes Mal ihre Fesseln kontrolliert hatte.
Sie wollten gerade gehen, als Umbridge zögerte und „Silencio“ flüsterte.
Sie hob Hermines Kinn mit ihrem Zauberstab an, so dass sich ihre Augen trafen und sagte: „Du wirst schon früh genug verstehen.“
Umbridge kicherte und ihr unangenehm süßer Atem geisterte über Hermines Gesicht.
Hermine war in Dunkelheit und Sille zurückgelassen worden.
Hatte man sie vergessen? Niemand kam jemals vorbei. Keine Folter. Keine Verhöre. Nur dunkle, stille Einsamkeit.
Essen tauchte einfach auf. Willkürlich, damit sie nichts hatte, an dem sie die Zeit festmachen konnte.
Sie sagte Zaubertrankrezepte in ihrem Kopf auf. Verwandlungstechniken. Überdachte Runen. Heilungsverse. Ihre Finger zuckten, als sie Zauberstab Techniken imitierte, und lautlos die Zaubersprüche wiedergab. Sie zählte Rückwärts von 1000, indem sie die Primzahlen abzog.
Sie fing an Sportübungen zu machen. Es ist anscheinend keiner auf die Idee gekommen sie von körperlicher Aktivität abzuhalten und die Zelle war groß genug, um ein Rad quer durchmachen zu können. Sie lernte sogar einen Handstand zu machen. Sie verbrachte, was sich wie Stunden anfühlte, damit Liegestützen zu machen und eine Übung, die sich Burpees nannte, auf die ihre Cousine einen Sommer lang ganz versessen gewesen war. Sie fand heraus, dass sie ihr Füße durch die Gitterstäbe ihrer Zellentür schieben konnte, um Sit Ups zu machen, während sie nach unten hing.
Es half ihr dabei ihre Gedanken abzuschalten. Zählen. Sich selbst an neue körperliche Grenzen zu bringen. Wenn ihre Arme und Beine sich wie Wackelpudding anfühlten, sackte sie in eine Ecke zusammen und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Es war der einzige Weg, um zu verhindern, dass sich das Ende des Krieges unendlich vor ihrem inneren Auge abspielte.
Manchmal fragte sie sich, ob sie tot war. Vieleicht war dies die Hölle. Dunkelheit und Einsamkeit und nichts außer ihren schlimmsten Erinnerungen, die für immer vor ihren Augen hingen.
Als da endlich ein Geräusch war, fühlte es sich ohrenbetäubend an. Das Quietschen in der Ferne, als sich eine lang vergessene Tür öffnete. Dann Licht. Grelles, blendendes Licht.
Es war, als ob man sie niederstechen würde.
Sie stolperte zurück in eine Ecke und schütze ihre Augen.
„Sie lebt noch.“, hörte sie Umbridge sagen, sie klang überrascht. „Nehmt sie mit, mal schauen, ob sie noch bei Verstand ist.“
Grobe Hände zogen Hermine aus der Ecke und versuchten ihre Hände von ihren Augen zu ziehen. Selbst mit fest geschlossenen Augen, fühlte sich der Schmerz von der plötzlichen Helligkeit an wie Messer, die in ihre Hornhaut stachen. Sie zerrte ihre Hände zurück, um sie wieder auf ihre Augen zu pressen, sie riss ihren Arme aus dem Griff der Männer, die sie festhielten.
„Oh, um Merlins willen.“, sagte Umbridges schrille, ungeduldige Stimme. „Überwältigt von einem zauberstablosem Schlammblut. Petrificus Totalus.“
Hermines Körper versteifte sich. Erleichternder Weise blieben ihre Augen geschlossen.
„Du hättest schlau genug sein sollen, um zu sterben. Crucio.“
Der Fluch brach durch Hermines bewegungslosen Körper. Umbridge war nicht die stärkste Zauberin, von der Hermine jemals verhext worden war, aber sie meinte es ernst. Der Schmerz bahnte sich einen Weg durch Hermine wie Feuer. Unfähig sich zu bewegen, fühlte sich ihr Inneres an, als ob es sich in Knoten formte, um dem Schmerz zu entkommen. Ihr Kopf pochte, während der Schmerz immer mehr und mehr wurden, ohne einen Ausweg.
Nach einer Ewigkeit hörte der Schmerz endlich auf und tat es dennoch nicht. Der Fluch war vorbei, aber die Qual saß zusammengeknüllt im Innern fest, als wären ihre Nerven freigelegt worden. Brech einfach zusammen. Brech einfach zusammen. Aber sie konnte nicht.
„Bringt sie nach oben zur Begutachtung. Lasst mich sofort wissen, was der Heiler sagt.“
Sie schwebte, aber die Welt blieb eine Unklarheit aus Geräuschen und Qual. So viel Lärm. Es fühlte sich an, als ob die Vibrationen über ihre Haut schaben würden. Sie muss innerhalb eines Barriere Zaubers gewesen sein, denn plötzlich explodierte die Luft mit Lärm und Licht.
Sie versuchte festzuhalten, klar zu bleiben, indem sie sich nur auf das Klopfgeräusch der Schritte konzentrierte. Gerade aus für zehn Schritte. Einmal rechts. Dreißig Schritte. Einmal links. Fünfzehn Schritte. Stopp. Einer der Wachtmänner, der sie schweben ließ, klopfte an eine Tür.
„Herein.“, sagte eine gedämpfte Stimme.
Die Tür schwang auf.
„Legt sie da drüben hin.“
Hermine fühlte, wie ihr Körper auf einen Untersuchungstisch gelegt wurde.
Sie spürte, wie sie ein Zauberstab anstupste.
„Kürzlich ausgeübte Zauber?“
„Petrificus Totalus und der Crutiatus.“, antwortete eine neue Stimme. Hermine glaubte, die Stimme von irgendwoher zu kennen, aber ihre Gedanken waren zu zerstreut durch die Schmerzen, um sie einordnen zu können.
„Während sie sich nicht bewegen konnte?“. Der Heiler hörte sich verärgert an. „Für wie lange?“
„Eine Minute. Vielleicht länger.“
Ein irritiertes Zischen. „Wir haben kaum genug, so wie es jetzt schon ist. Versucht Umbridge sie alle zu Grunde zu richten? Bindet sie fest. Sie verletzt sich sonst selbst, wenn ich die Sprüche rückgängig mache.“
Hermine spürte Ledergurte, die ihre Handgelenke und Knöchel festbanden und etwas das ihr gewaltsam zwischen die Zähne geschoben wurde. Dann eine Zauberstab Berührung an ihrer Schläfe.
„Soo-soo. Kleine Hexe, wenn dein Verstand noch nicht ganz zu Brei geworden ist, dann tut das jetzt weh – sehr weh. Aber“, fuhr er vergnügt fort, „dir wird es danach besser gehen. Finite Incantatem!“
Hermines Welt explodierte. Es fühlte sich so an, als ob sie wieder mit dem Cruciatus getroffen wurde, nur konnte sie sich endlich bewegen, ihr Körper pralle zurück, sie schrie und schlug um sich. Die Gurte, die sie zurückhielten, konnten sie kaum davor stoppen sich rückwärts aufzubäumen, als sie sich wand, und krümmte, und in Qualen heulte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bevor sie aufhören konnte, um sich zu schlagen. Lange nachdem ihre Stimme den Geist aufgegeben hatte. Ihre Muskeln zuckten noch immer heftig, und ihre Brust wurde von Schluchzen erschüttert.
„Okay. Sie können jetzt gehen.“, sagte der Heiler, nachdem er Hermine wieder mit seinem Zauberstab anstupste. „Aber sagen sie Umbridge, wenn nochmal eine in so einem Zustand auftaucht, melde ich sie wegen Sabotage.“
Hermine öffnete ein Auge und beobachtete, wie die Wachtmänner sich entfernten. Ihre Sicht verschwamm. Alles war so überempfindlich hell, aber sie konnte vage Formen ausmachen und das Licht tat weniger weh. Oder viel mehr taten andere Dinge mehr weh als ihre Augen.
Der Heiler kam zu ihr zurück. Er war ein großer Mann. Sie erkannte ihn nicht. Sie kniff die Augen zusammen, um ihn besser sehen zu können.
„Oh gut. Du kannst Bewegungen folgen.“ Er drehte ihr Handgelenk, um die Gefangenennummer von ihren Fesseln abzulesen. „Nummer 273...“
Er holte eine dünne Mappe von einem Regal und zog die Augenbrauen zusammen, als er sie überflog.
„Schlammblut, offensichtlich. Hogwarts Schülerin. Oh, sehr gute Noten. Hmmm. Unbekannter Fluch im Abdomen im fünften Jahr. Kein gutes Zeichen. Gut, wir werden sehen, womit wir es zu tun haben.“
Er übte einen komplizierten Diagnosezaubere über ihr aus. Sie beobachtete, wie ihre magische Signatur über ihr schwebte und sich verschiedenst farbige Kugeln entlang ihres Körpers arrangierten.
Der Heiler stieß sie an und hielt Notizen in seinen Unterlagen fest. Er war besonders an ihrem Abdomen interessiert, speziell an einer Kugeln mit lila Einfärbung.
„Was –“, krächzte sie um den Knebel herum, der immer noch zwischen ihren Zähnen steckte, „- was schauen sie sich gerade an?“
„Hmmm? Oh, unterschiedliche Dinge; hauptsächlich ihre körperliche Gesundheit. Sie sind in erstaunlich guter Verfassung. Wo wurden sie festgehalten? Obwohl nichts davon wichtig ist, wenn ich nicht herausfinden kann, was dieser alte Fluch ist, der noch in ihnen steckt.“
Er arbeitete für ein paar Minuten im Stillen weiter, bevor er leise in sich hineinlachte. Er schwang seinen Zauberstab mit einer komplizierten Bewegung und Zauberformel, die Hermine nicht verstand. Sie beobachtete, wie ein dunkler Strom aus lilanen Flammen in ihren Bauch schoss. Ihre Innereien fing plötzlich das Brodeln an und es fühlte sich an, als ob etwas zwischen ihren Organen am Leben wäre. Irgendetwas kroch in ihrem Inneren herum.
Bevor sie schreien konnte, jagte der Heiler einen roten Zauberspruch in sie hinein. Das Krabbeln stoppte, und es fühlte sich an, als hätte sich in ihrem Inneren etwas aufgelöst.
„Ein schief gegangener Zauberspruch.“, erklärte der Heiler. „Jemand wollte, dass sie bei lebendigem Leib von innen gefressen werden, aber glücklicherweise, war der Fluch nicht komplett. Ich habe ihn repariert und dann annulliert. Gern geschehen.“
Hermine antwortete nicht. Sie bezweifelte, dass irgendetwas von dem hier, ihr zugutekommen würde.
„Nun gut. Du bist freigegeben. Und geeignet. Ich glaube wir werden gute Verwendung für dich finden. Auch wenn der Crutiatus noch etwas mehr Therapie erfordert, bevor du dich ganz davon erholst. Ich werde es in deiner Akte festhalten.“
Mit einer Bewegung seines Zauberstabs öffneten sich die Ledergurte um ihre Knöchel und Handgelenke. Hermine setzte sich langsam auf. Ihre Muskeln zuckten noch immer unwillkürlich.
Während der Heiler die Tür öffnete rief er, „Sie hat bestanden. Ihr könnt jetzt mit ihr weiter machen.“
Er kam zurück zum Tisch gelaufen.
Alles war seltsam erleuchtet. Sie blinzelte. So hell sie konnte nur mit Anstrengung am Licht vorbeischauen, um Umrisse um sich herum auszumachen.
Mit zitternden Händen griff sie nach oben, um den Knebel zwischen ihren Zähen zu entfernen. Sie fingen sofort das Klappern an. Sie bemerkte erst jetzt, wie extrem kalt ihr war. Zu kalt.
Der Wachtmann kam auf sie zu, um nach ihrem Arm zu greifen und voranzugehen. Sie glitt vom Tisch und versuchte zu stehen.
Sie schwankte unsicher.
„Siiiiir...“
War das ihre Stimme? Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie ihre Stimme klang.
Die Worte kamen verschwommen aus ihr heraus und alle leuchtenden Objekte im Zimmer schienen sich vor ihren Augen zu drehen und zu verformen, als ob sie durch ein Fischglas schauen würde. Der Heiler drehte sich fragend zu ihr um.
„Ich glaaaauuube iiiicch bekomme einen Scchhh –“. Die Worten schienen nicht zwischen ihren klappernden Zähnen hervor kommen zu wollen. Sie versuchte es noch einmal. „Sccccccchh-schhhhhhh- Scccchhhoooock...“
Dunkelheit fing plötzlich an die Ränder ihres Sichtfeldes einzunehmen. Alle leuchtenden Sachen verschwanden langsam, bis sie nur noch das besorgte Gesicht des Heilers vor sich schwimmen sah. Ihre Augen rollten zurück und sie fiel.
Keiner fing sie auf.
Ihr Kopf schlug auf die Ecke des Tisches auf. Hart.
„Fuck!“, fluchte der Wachtmann. Sogar Geräusche schienen wackelig und verzerrt.
Das Letzte, woran sich Hermine erinnerte war, dass sie dachte es könnte eventuell Marcus Flint sein.
Wieder zu Bewusstsein zu kommen, fühlte sich an, als ob sie in Haferbrei ertrank. Hermine hatte keine Ahnung, warum das der erste Vergleich war, der ihr einfiel. Sie bemühte sich darum, wieder an die Oberfläche zu kommen, sie bewegte sich auf die gedämpften Stimmen zu und versuchte sie zu verstehen.
„Sechzehn Monate in Einzelhaft mit Licht und Geräusche Entzug! Sie sollte in jeder Hinsicht geisteskrank sein, wenn nicht sogar tot. Es gibt nicht einmal Aufzeichnungen über sie! Als ob sie sie in eine bodenlose Grube geworfen hätten! Schauen sie sich diese Unterlagen an. Gefangene 187 im Bett nebenan! Sehen sie wie viele Seiten hier sind? Checkups! Blut Analysen! Psychiatrische Sitzungen! Verschriebene Tränke! Ich habe sogar Fotos von ihrem Aussehen, bevor sie sie verstümmelt haben. Und die hier – nichts! Es ist berichtet worden, dass sie diesem Gefängnis zugeteilt wurde und danach war sie wie vom Erdboden verschluckt! Niemand hat sie je gesehen! Es gibt nicht mal Aufzeichnungen, dass sie gegessen hätte! Für Sechzehn Monate! Erklären sie mir, wie das passieren konnte!“
Es gab ein Pause und dann hörte Hermine: „Ahem-hem.“
Umbridges einfältige Stimme begann schmeichlerisch zu reden: „Es gibt so viele Gefangene hier. Es kann kaum überraschend sein, wenn ein oder zwei durchs Gitter fallen, so wie es mit Miss Granger der Fall war.“
„Miss-Granger –“, die andere Stimme klang plötzlich verängstigt und stotternd. „Wie in DIE Granger? Sie wussten das es sie war! Sie haben versucht sie umzubringen.“
„Was? Nein! Ich würde niemals – es steht nur dem Dunklen Lord zu, über ihre Schicksale zu entscheiden. Ich bin lediglich sein Diener.“
„Denken sie wirklich der Dunkle Lord würde eine Gefangene wie Hermine Granger vergessen. Denken sie er wird Vergebung zeigen, wenn er erfährt, was sie getan haben?“
„Ich hatte nicht geplant, dass es so lang andauern würde! Es war lediglich eine vorübergehende Situation. Sie kennen sie nicht. Sie wissen nicht, wozu sie im Stande ist. Ich musste sicherstellen, dass sie nicht abhauen oder jemanden kontaktieren würde. Hogwarts war immer noch dabei, die Schutzzauber wieder aufzubauen. Dann – dann als alle Vorbereitungen fertig waren – muss – muss es mir entfallen sein. Ich würde mich niemals unserem Lord widersetzen!“
„Der Erfolg dieses Vorhabens, dem der Dunkle Lord uns zugeteilt hat, hängt über ihrem und meinem Kopf. Wenn ich auch nur den Hauch eines Hinweis darauf finde, dass sie noch mehr getan haben, um seine Agenda zu sabotieren, werde ich sie sofort an ihn melden. So wie es jetzt ist, steht Granger unter meiner vollen Verantwortung. Ihnen ist es nicht gestattet ohne meine Erlaubnis, auch nur in ihre Nähe zu gehen. Falls ihr noch einmal irgendetwas zustoßen sollte, auch durch jemand anderen, werde ich annehmen, dass es durch ihr Verschulden ist.“
„Aber – aber sie hat viele Feinde.“ Umbridges Stimme zitterte.
„Dann schlage ich vor, dass sie ihr Gefängnis gut im Auge behalten. Der Dunkle Lord hat sie spezifisch in seinen Plänen benannt. Ich werde sie ihm heute vorwerfen, wenn es das ist was es braucht, um Erfolg zu haben. Ich habe härter und länger gearbeitet als sie, um dahin zu kommen, wo ich heute bin, Gefängnisdirektorin. Ich werde mir von niemanden in die Quere kommen lassen. Gehen sie und machen sie mit dem Rest der anderen weiter. Der Dunkle Lord erwartet einen Bericht über die verfügbaren Zahlen heute Abend und ich habe schon die Hälfte meines Tages darauf verschwendet, ihre Fehler zu beheben.“
Ein paar Schritte entfernten sich. Umbridges, dachte und hoffte Hermine. Sie öffnete ein Auge und versuchte ihre Umgebung unbemerkt wahrzunehmen.
„Du bist wach.“
Nicht unbemerkt genug. Sie öffnete ihre Augen komplett und schaute nach oben auf die verschwommenen Umrisse der Heilerin, die über ihr stand. Die Heilerin beugte sich näher heran, um Hermine zu untersuchen und Hermine konnte sie etwas besser gegen die Helligkeit ausmachen. Eine ältere Frau, ernst, mit Roben die eine medizinische Zugehörigkeit verzeichneten.
„So, du bist Hermine Granger.“
Hermine war sich nicht sicher, wie sie auf diesen Kommentar antworten sollte. Das Gespräch, dass sie belauscht hatte, hat nicht wirklich Licht darauf geworfen, was mit ihr gemacht werden soll. Sie war wichtig für irgendeine furchtbare Intrige von Voldemort. Es war nicht geplant, dass sie tot oder geisteskrank sein sollte und sie wollten das sie gesund ist. Sie würden sie wahrscheinlich auch nicht mehr auf grausamer Weise foltern.
Sie blieb leise, sie hoffte, dass die Heilerin eine von der Art Menschen war, die weiterredeten, wenn man nicht antwortete. Sie wurde enttäuscht.
„Ich muss dich fragen, da niemand sonst es zu wissen scheint. Wie bist du noch am Leben? Wie hast du es geschafft nicht verrückt zu werden?“
„Ich... wweiß es – nicht...“, antwortete Hermine, nachdem sie einige Momente gewartet hatte. Ihre Stimmte hörte sich tiefer und wackeliger an, als sie sie in Erinnerung hatte. Ihre Stimmbänder fühlten sich verkümmert an. Es war schwer Worte zu finden; die Konsonanten verschwammen ineinander und pausierten dann, als ob es Kraft brauchte sie rauszubringen. „Ich habe – in Gedanken gezählt... ich habe... Tränke aufgesagt. Ich habe mein Bestes getan,... um mich davor zu bewahren, – abzurutschen.“
„Beeindruckend.“, murmelte die Heilerin und kritzelte Notizen in ihre Unterlagen. „Aber wie hast du überlebt? Es gibt keine Aufzeichnungen das du gefüttert wurdest und trotzdem bist du in einem perfekten Zustand, wenn man die Nähstoffe betrachtet.“
„Ich – weiß... nicht. Essen ist aufgetaucht. Nie zu einer bestimmten Zeit. Ich dachte – das war beabsichtigt.“
„Was war beabsichtigt?“
„Die Unregelmäßigkeit... Ich dachte es“ – ihre Kehle fühlte sich erschöpft an, als sie weiter redete - „wäre Teil der...Wahrnehmungsunterdrückung. Um mich – davon... abzuhalten zu wissen... wie viel Zeit – vergangen ist.“
Ihre Stimme wurde dünner und dünner mit jedem Wort.
„Oh. Ja. Das wäre kreativ gewesen. Und deine körperliche Verfassung? Du bist nie aus deiner Zelle entfernt worden. Dennoch hast du einen besseren Muskeltonus, wie die Hälfte meiner Heiler. Wie zur Hölle ist das möglich?“
„Wenn...ich es nicht aushalten konnte – zu denken, habe ich Übungen gemacht – bis ich nicht mehr konnte.“
„Was für Übungen?“
„Alles. Hampelmänner, Liegestützen, Sit Ups, alles Mögliche – was auch immer mich müde gemacht hat... damit ich nichts geträumt habe.“
Mehr Gekritzel.
„Welche Art von Träumen hast du versucht zu vermeiden?“
Hermines Atem stockte leicht. Die anderen Fragen waren einfach. Das hier – das kam der Realität zu nahe.
„Träume von bevor.“
„Bevor?“
„Bevor ich hierherkam.“ Hermines Stimme war leise. Wütend. Sie schloss ihre Augen; das Licht machte ihr höllische Kopfschmerzen.
„Natürlich.“ Mehr Gekritzel. Das Geräusch ließ Hermines Muskeln zucken. „Du wirst hier im Spital bleiben, bis die Nachwirkungen der Folter komplett abgeklungen sind. Ich werde auch einen Spezialisten mit einschalten, der herausfinden kann, was mit deinem Gehirn passiert ist.“
Hermines Augen sprangen auf.
„Stimmt etwas –“, sie zögerte. „Stimmt etwas – nicht mit mir?“
Die Heilerin starrte sie abwägend an, bevor sie ihren Zauberstab über Hermines Kopf schwang.
„Du wurdest sechzehn Monate in wahrnehmungsunterdrückter Isolation festgehalten. Der Fakt das du geistig noch klar bist, ist allein schon ein Wunder. Die Auswirkungen eines solchen Experiments können kaum verhindert werden, besonders unter den Umständen vor deiner Ankunft hier. Ich nehme an, du hast ein bisschen Heilkunde studiert während des Krieges?“
„Ja.“, sagte Hermine, während sie auf die Decke in ihrem Schoß schaute. Sie war abgenutzt und roch stark nach Desinfektionsmittel, sodass ihr schlecht wurde von der offensichtlichen Demütigung.
„Dann solltest du wissen, wie ein normales, gesundes magisches Gehirn aussieht. Das hier ist deins.“
Eine einfache Zauberstabbewegung brachte das magisch projizierte Abbild von Hermines Gehirn in ihr Sichtfeld.
Hermines Augen verengten sich. Verteilt über die Projektion, waren kleine glühende Lichter; manche eng zusammen, andere zerstreut. Über ihr ganzes Gehirn verteilt. Sie hatte noch nie zuvor so etwas gesehen.
„Was sind das?“
„Meine beste Vermutung ist, dass es magisch hervor gebrachte Fügungszustände sind.“
„Was?“
„An irgendeinem Punkt während deiner Isolation, hat deine Magie versucht dich zu beschützen. Dadurch, dass du keine Magie nach außen ausüben konntest, hat sich die Magie nach innen gekehrt. Du hast hart dafür gearbeitet, wie du selbst gesagt hast, um nicht abzurutschen. Wie auch immer ist der Verstand kaum dafür ausgestattet, solche Dinge zu verarbeiten. Deine Magie hat Teile deines Geistes abgeschirmt. Als Ergebnis hat es dich irgendwie zerteilt. Normalerweise sind solche Fügungszustände sehr generell ausgeweitet, aber diese hier erscheinen fast chirurgisch genau. Wobei geistige Heilung auch nicht mein Spezialgebiet ist.“
Hermine starrte entsetzt in die Luft.
„Meinen sie ich – ich bin dissoziiert?“
„Sowas in der Art. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Es ist wahrscheinlich eine neue magische Erkrankung.“
„Habe – ich multiple Persönlichkeiten?“. Hermine fühlte sich plötzlich schwindelig.
„Nein. Du hast einfach Teile deines Geistes isoliert. Ich denke deine Magie hat versucht dich vor mentalen Attacken zu beschützen, aber durch die lange Dauer wurdest du davon abgehalten, auf diese Teile zugreifen zu können.“
Hermine haderte mit sich selbst.
„An was – kann ich mich nicht erinnern?“
„Nun wir sind uns nicht ganz sicher. Du musst diejenige sein, die herausfindet, was du vergessen hast. Was sind die Namen deiner Eltern?“
Hermine war für einen Moment still, um abzuwägen, ob die Frage zur Diagnosestellung diente oder um Informationen zu erhalten. Sie wurde bleich.
„Ich weiß nicht mehr.“, sagte sie, plötzlich fühlte sie sich so als ob sie nicht mehr atmen konnte. „Ich erinnere mich, dass ich Eltern hatte. Sie waren – Muggel. Aber – ich kann mich an nichts mehr von ihnen erinnern.“
Sie starrte die Heilerin flehend an, während sie damit kämpfte die Panik im Schach zu halten, die in ihr aufkam.
„Wissen sie irgendetwas über sie?“
„Ich fürchte nicht. Versuchen wir es mit einer anderen Frage. Erinnerst du dich an die Schule, auf die du gegangen bist? Wer sind deine besten Freunde?“
„Hogwarts. Harry und Ron.“, sagte Hermine, sie sah nach unten, als sich ihr der Hals zu schnürte. Ihre Finger zuckten unkontrolliert.
„Gut.“
„Erinnerst du dich an den Schulleiter?“
„Dumbledore.“
„Erinnerst du dich daran, was mit ihm geschehen ist?“
„Er ist gestorben.“, sagte Hermine und kniff ihre Augen zusammen. Auch wenn sich die Details undeutlich anfühlten, war sie sich sicher.
„Genau. Erinnerst du dich an die Umstände seines Todes?“
„Nein. Ich erinnere mich – dass er wieder eingesetzt wurde, nachdem es sich bestätigt hatte, dass Vold-Vold – Sie-wissen-schon-wer zurück ist.“
„Interessant.“ Und mehr Gekritzel. „An was vom Krieg erinnerst du dich?“
„Ich war eine Heilerin. Ich war in der Krankenabteilung. So viele Leute, die ich nicht retten konnte – ich erinnere mich, dass wir verloren haben. Irgendetwas – irgendwas hat nicht funktioniert. Harry ist gestorben. Sie – sie haben ihm am Astronomie Turm aufgehangen und wir haben ihm beim Verrotten zusehen müssen. Sie – sie haben Ron und seine Familie neben ihm aufgehangen. Und Tonks und Lupin. Sie haben sie gefoltert, bis sie gestorben sind. Dann haben sie mich in meine Zelle gebracht und mich dort gelassen.“
Hermine zitterte als sie sprach. Das Krankenhausbett, in dem sie lag, wackelte und machte wütende Quitsch-Geräusche.
Die Heilerin schien es nicht zu bemerken und kritzelte weitere Notizen in die Unterlagen.
„Das ist sehr ungewöhnlich und interessant. Ich habe noch nie von so einem Fügungszustand gehört. Ich bin besorgt zu hören, was ein Spezialist darüber denkt.“
„Ich bin froh so interessant sein zu können.“, sagte Hermine, ihre Lippen kräuselten sich, als sie ihre Augen öffnete, um die Heilerin anzufunkeln.
„Jetzt aber meine Liebe. Ich bin nicht völlig gefühlslos. Denk doch mal aus einer medizinischen Sicht darüber nach. Wenn es irgendwas in deiner Vergangenheit gäbe, vor dem sich dein Verstand logischerweise schützen würde, wären es die Auswirkungen des Krieges – die dich offensichtlich traumatisiert haben. Was hast du jedoch unbewusst beschlossen zu beschützen? Die Identitäten deiner Eltern und die Kriegsstrategie des Ordens. Deine Magie hat sich nicht dazu entschieden deine Psyche zu beschützen, sondern andere Menschen um sie herum. Das ist sehr interessant.“
Hermine nahm an, es war interessant, aber es fühlte sich einfach alles zu viel an.
Schon alleine das sie wieder sehen konnte, fühlte sich überwältigend an. Wieder im Stande zu sein zu sprechen. Aus ihrer Zelle raus zu sein. Alles fühlte sich an, als ob es zu viel wäre. Zu frisch. Zu hell.
Sie sprach nicht weiter. Nach ein paar Minuten weiterem Gekritzel, schaute die Heilerin wieder auf.
„Du bleibst für eine Woche zur Erholung im Spital, außer der Spezialist hat etwas dagegen, bevor wir deinen Fall weiterbearbeiten. Das gibt dir Zeit sich wieder an das Licht und die Geräusche zu gewöhnen und du wirst dich einer Behandlung zur Erholung von der Folter und Gehirnerschütterung, die du dir während deiner Untersuchung zugezogen hast, unterziehen.“
Die Heilerin fing an weg zu gehen, stoppte aber dann.
„Ich hoffe das ich dies anspreche ist unnötig, aber ich nehme an, dass ich es wegen deinem Haus und deiner Vergangenheit trotzdem sagen sollte. Du befindest dich gerade an einer Kreuzung Miss Granger. Was dir als nächstes zustoßen wird, ist unausweichlich, aber es ist deine Wahl, wie unangenehm du es für dich machst.“
Mit dieser Verabschiedung? Drohung? Warnung? Hermine war sich nicht ganz sicher, verschwand die Heilerin hinter dem Abtrennungsvorhang.
Hermine sah sich vorsichtig um. Sie war immer noch in Hogwarts. Man hat ihre Gefängniskluft gegen einen Krankenhaus Pyjama ausgetauscht. Als sie die Ärmel nach oben zog, musste sie mit Enttäuschung feststellen, dass keiner den Fehler gemacht hat, ihre Fesseln, die um beide Handgelenke geschlossen waren, abzunehmen.
Sie hielt eines ihrer Handgelenke vor ihr Gesicht, um sie zu inspizieren. Sie sind ihr direkt angelegt worden, bevor sie in ihrer Zelle eingesperrt wurde. Sie hatte nie die Chance bekommen sie sich genauer anzusehen.
Im Licht sahen sie wie ein Paar gewöhnlicher Armreifen um ihre Handgelenke aus. Sie schimmerten wie ein neuer Penny. Sie waren mit Kupfer überzogen, wie sie es vermutet hatte.
In der Dunkelheit hatte sie unglaublich viel Zeit damit verbracht, herauszufinden was sie waren. Die einfache Antwort war, dass sie ihre Magie unterdrückten. Wie genau sie das machten und wie sie sie eventuell umgehen könnte, während sie blind und stumm war, hatte sie viele Gedanken gekostet.
Als sie es sich endlich eingestanden hatte, dass es unmöglich war, sie zu umgehen, hatte sie angefangen herauszufinden, wie sie funktionierten.
Sie hasste und bewunderte gleichzeitig die Person, die sie entwickelt hatte. Sie war sich auch sicher, dass das Kupfer, das ihre Magie leitete, Drachenherzfaser im Inneren hatte, wahrscheinlich aus ihrem eigenen Zauberstab entnommen.
Die Fesseln schienen speziell auf sie abgestimmt zu sein.
Als sie in ihrer Zelle versucht hatte, Zauberstablose Magie zu verwenden, gleitete ihre Magie ihre Arme hinunter zu ihren Händen, um freigelassen zu werden und dann – löste sie sich einfach auf, wenn sie die Fesseln erreicht hatte. Jetzt wo sie sich versichert hatte, dass sie verkupfert waren, verstand sie sofort, wie sie funktionierten.
Kupfer zieht die Magie in sich selbst hinein. Sie erinnerte sich an Binns Lehren in Geschichte der Zauberei, über die Versuche andere Materialien als Holz zur Zauberstabherstellung zu verwenden. Kupfer war auf Grund der natürlichen magischen Leitfähigkeit, die es besaß, eine offensichtliche Wahl gewesen. Unglücklicherweise war es leider zu leitfähig. Es sog jeden Funken von Magie das es aufspüren konnte, egal ob gewollt oder ungewollt, in sich hinein. Sprüche explodierten aus Kupferzauberstäben, bevor der Zauberer sie fertig sprechen konnte. Sie konnten die Zauberstäbe kaum anfassen, ohne dass sie los gingen. Zwei explodierte Zauberstab Labore und der Verlust von vier Zehen, hat die Zauberstabhersteller dann davon überzeugt, etwas anderes als Kupfer zu verwenden,
Der Kern der Fesseln, da war sich Hermine sicher, war aus Eisen. Das Kupfer zusammen mit Drachenherzfaser sog die Magie in sich auf und leitete sie dann an den Eisenkern weiter, wo sie effektiv neutralisiert wurde.
Die Genialität brachte ihr Blut zum Kochen.
Eisenfessel waren weit verbreitet in Zaubergefängnissen. Sie dämpften die Magie genug, um Insassen davon abzuhalten, mächtige Zauber auszuüben. Es war immer unmöglich gewesen die Magie eines Zauberers oder einer Hexe komplett mit Eisen zu neutralisieren. Sie konnten immer ein klein bisschen Magie vorbei drängen oder sie ließen die Magie in sich aufstauen, bis eine Welle an unkontrollierter Magie aus ihnen explodierte. Das Kupfer löste dieses Problem. Mit der begierigen Leitfähigkeit und dem magischen Inneren, dass dem Zauberstab des Gefangenem angepasst war, sog das Kupfer fast jedes bisschen Magie aus Hermine heraus.
Es machte sie effektiv zum Muggel.