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Äther: Bruch der Kette

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Summary

Das Kaiserreich steht am Rande eines Bürgerkriegs. Während sich der Senat und der Kaiser auf den inneren Konflikt konzentrieren, bricht der Kontakt zu den südlichen Ländern ab. Dort gehen merkwürdige Dinge vor. Die Menschen und Tiere scheinen vor etwas zu fliehen... Der Roman wird aus der Sicht von fünf Hauptcharakteren erzählt. Sie alle könnten nicht unterschiedlicher sein, doch ihre Schicksale sind miteinander verknüpft. |Bei diesem Buch handelt es sich um mein erstes Werk. Mir ist klar, das es nicht perfekt ist und freue mich deshalb über jegliches Feedback! Wenn euch die ersten zehn Kapitel gefallen, werde ich den Rest hochladen:) Der zweite Band ist bereits in Arbeit!| |Diese Geschichte ist mein geistiges Eigentum und ich bitte darum, es zu respektieren. Die Geschichte und alle Charaktere sind fiktiv, also liegen die Rechte bei mir.|

Genre:
Fantasy
Author:
Julius
Status:
Complete
Chapters:
10
Rating:
n/a
Age Rating:
18+

Prolog

Es war kalt. Sehr kalt. Die frostige Morgenluft in Ostbucht wurde durch den starken Wind des Meeres unerträglich. Die meisten Menschen hätten sich bei solchen Temperaturen in ihren Häusern verkrochen und vor dem Kamin auf den doch ach so ersehnten Frühling gewartet.

Nicht so die Bewohner von Ostbucht. Auf der kleinen, beengten Marktstraße war reges Getümmel und die kalte Luft wurde von unzähligen Stimmen erfüllt. Am Straßenrand boten die Händler in ihren Ständen die verschiedensten Waren an.

Viele der Kaufleute lockten durch laute Rufe ihre Kunden an und schwärmten dabei von sagenumwobenen Schätzen und Wunder. Ihre Stimmen schalten durch die bitterkalte Luft, so dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. Die Bewohner dieses Ortes waren ein Volk für sich. Genauso eigenartig, wie die große Stadt in der sie lebten.

Die Bewohner Railons störten diese eisigen Temperaturen aber nicht. Sie alle trugen flauschige Pelzmäntel, mit Fell bedeckten Kapuzen und dicke, mit Wolle ausgepolsterte Lederstiefel. Außerdem führten viele der Männer und Frauen Schwerter, Äxte und jegliche sonstige Art von Waffe mit sich.

Ostbucht galt nicht grundlos als ein gefährlicher Ort. Kein Händler bei Verstand lief ohne Geleitschutz in diesen Hafen ein. Die Stadt war eine Handelsmetropole, aber auch ein Tummelplatz für sämtliche Art von Verbrechern und Gesindel der bekannten Welt. Einst, vor Jahrhunderten, diente diese Stadt als der größte Sammelpunkt für Feldzüge gegen das weit ab im Süden liegende Kaiserreich. Über tausend Schiffe sollen in der Bucht des Hafens Platz finden und zehntausend Krieger in der Stadt selbst. Diese Zeiten sind aber schon längst vergangen. Die ehrenvollen Jarls von Railon liegen mittlerweile in ihren Gräbern und ihre unwürdigen Kindeskinder herrschten nun über diesen so menschenfeindlichen Ort.

Vor fast einem Jahrtausend, nach dem Zusammenschluss der drei verfeindeten Königreiche des Südens zu einem großen Kaiserreich, hat dieses Imperium das unterlegene Railon angegriffen und über Jahrhunderte unterdrückt. Solange bis sie den Willen der Wikinger gebrochen hatten. Zu oft hatten die Raubzüge der Nordmänner die reichen Länder des Südens erschüttert. Nie mehr wieder durfte so etwas geschehen.

Jetzt war Railon ein Land voller ausgehungerter Menschen, welche nur durch den florierenden Handel mit Kuriositäten ihr Geld verdienten. Es war bekannt, dass es auf den Märkten von Railon Gegenstände zu kaufen gab, von denen man im Kaiserreich nicht einmal zu träumen wagte.

Händler boten die kuriosesten Artikel an. Dolche, aus seltsamem, violettem Metall, Pflanzen mit großen, breiten Mäulern, die einem erwachsenen Mann den Arm abbeißen. Dann noch jegliche Art von Kräutern, Gewürzen, ja auch Schmuck, darunter feinste Handwerkskunst aus Obry. Manche Kaufleute boten Waren aus den Schattenländern an, die westlich des Kaiserreichs, weit hinter dem Karlongebirge lagen. Merkwürdige Stoffe, welche weich wie Leinen waren, aber ein Schwert vom Durchdringen abhielten. Außerdem eigenartig gefärbte Eier, in jeglicher Form und Farbe. Was daraus schlüpfen wurden, wussten die Händler meist selbst nicht, oder sie wollten es nicht preisgeben.

Die einzige Ware, welche man auf Railon nicht kaufen konnte, waren Menschen. Um Sklaven zu erwerben, musste man weit in die östlichen Meere reisen, auf die zerteilten Inseln. Dort gab es wirklich alles zu kaufen.

Das große Angebot an Waren lockte viele Käufer nach Railon. Einfache Kaufleute, Sammler von Kuriositäten, Waffenfanatiker und Priester des Lebens aus Ostland.

Aber ebenso finstere Gestalten, Zauberer aus dem Fernen Osten, Waffenhändler von den südlichen Stämmen und weitaus schlimmere Wesen.

Der Handel blühte im Frühling meist auf, da die Eisdecken schmolzen und Railon wieder zu erreichen war. In den kalten Wintern des Nordens fror die Bucht der Stadt oft zu und sie war wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Die Sommer auf Railon waren meist mild und nur von kurzer Dauer, die Winter dafür bitterkalt, lang und dunkel. Im Winter galten auf Railon nur wenige Gesetzte, wenn es so etwas dort überhaupt gab. Die Menschen stahlen und morden, um am Leben zu bleiben. Überleben war die oberste Devise. Und niemand stellte sie in Frage.

An diesem kalten Frühlingsmorgen tummelten sich unter den großen Menschenmassen Händler, Jäger, Fischer, Söldner, Huren und viele mehr. Die zwei unscheinbaren Gestalte fielen niemanden auf. Sie warteten vor der alten, modrigen Langhalle von Jarl Roem, dem Herrscher von Ostbucht. Versteckt unter ihren grauen Umhängen, die Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen, waren sie nur zwei weitere Fremde, für die sich keine Seele interessierte.

Die Langhalle war alt und das Dach hing leicht durch. Dennoch vermittelte sie einen gewissen Eindruck an Erhabenheit. Das große Holztor, welches nur bei Festen geöffnet wurde, war mit einer massiven Eisenkette und einem eisernen Schloss versehen, was mehr eine symbolische Bedeutung hatte. Dennoch gab es an der Außenwand der Halle eine kleine, verbarrikadierte Tür.

Dort warteten die beiden Fremden, unscheinbar und unauffällig. Auf was sie genau warteten, wussten nur sie selbst, aber man konnte es erahnen. Audienzen bei Jarl Roem, oder auch Der Fette genannt, waren selten und nur wichtige Gäste durften zu ihm.

Einer der Fremden schien beunruhigt zu sein. Er trat nervös von einem Bein auf das andere.

„Denkst du, Er hat uns vergessen?“, fragte jetzt der Kleine mit nervöser Stimme seinen großen Kumpanen. Schon seit ihrer Ankunft auf Railon heute Morgen warteten sie auf ihre Audienz bei dem Jarl von Ostbucht.

Der Größere winkte ab. Er schien nicht sonderlich besorgt zu sein.

„Der Jarl weiß, wie wichtig dieses Treffen für ihn seien könnte. Er wird uns nicht abweisen. Das hat er noch nie und das wird er auch nie. Dafür fürchtet er deinen Vetter zu sehr.“, erklärte er mit tiefer und entspannter Stimme.

Das schien den Kleineren aber nicht zu beruhigen. Er schaute sich besorgt um, als würde es einen geheimen Beobachter geben, der jeden ihrer Schritte überwachte. Dann wandte er sich wieder zu dem Großen.

„Ich trau diesem Mann nicht über den Weg. Du kennst ihn. Ich hätte diesen Auftrag am liebsten abgelehnt.“.

Während der Kleinere sprach, suchte er an seinem Gürtel nach einer Trinkflasche. Sie hing neben einem Kurzschwert. Er öffnete sie und nahm zwei große Schlucke von dem starken Borma-Schnaps. Dieses Gesöff konnte zwar in zu großen Mengen einen Mann erblinden lassen, doch in kleiner Dosis wärmte es sogar bei der größten Kälte herausragend.

Der Größere griff nach der Flasche.

„Gib mal her, ich erfriere gleich. Wie können diese Menschen nur bei solch einer Kälte überleben?“, fragte er und bibberte einwenig. Das belustigte den Kleinen.

„Du warst wohl noch nie im Winter hier, was? Dagegen ist das hier ein warmer Sommertag in Treetowe.“, scherzte er.

Nach dem sie beide getrunken hatten, schnallte der Kleine die Flasche wieder an seinen Gürtel und rieb sich die Hände, welche trotz dicker Handschuhe, von der Kälte steifgefroren waren.

Mit einem lauten krachen schwang neben ihnen urplötzlich die massive Holztür auf. Das fiese Geräusch fuhr den beiden ins Mark. In dem Türrahmen stand ein großer, mäßig sympathischer wirkender Mann mit einer langen Narbe auf der Stirn. Sein Bart war geflochten und die blonden Haare hatte er kurz geschoren. Sein muskulöser Oberkörper wurde von einem mit Schafspelz gepolsterten Brustpanzer geschützt.

Er schaute die beiden Fremden mit einem grimmigen Blick kurz an.

„Der Jarl ist jetzt bereit euch zu empfangen.“, sagte er dann und wies die beiden an, hereinzukommen.

Sie waren froh endlich in die Wärme der großen Langhalle eintreten zu dürfen und zwängten sich durch den Türrahmen hinein in das Gemäuer.

Der kleine Raum, in dem sie jetzt standen, war nur karg eingerichtet. In einer Ecke befand sich ein Tisch, an dem fünf Wachen des Jarls ein Kartenspiel spielten. Dann gab es noch ein paar kleine Kisten auf der anderen Seite des Raums.

Mit einem lauten Knarren schloss der grimmige Mann die Tür hinter den Fremden und stellte sich vor sie, beide Hände an sein Becken gelegt. Er musterte sie jetzt länger.

Dann erklärte er ihnen, wie sie sich gegenüber des Jarls zu verhalten haben.

„Ihr redet nur, wenn er euch anspricht. Ihr werdet euch ihm nicht näher als bis zu den Treppen seines Podests nähren. Und ihr werdet mir eure Waffen übergeben. Und zwar alle!“.

Dann streckte er seine beiden Arme aus und wartete darauf, dass sie ihm ihre Waffen geben. „Wird’s bald?“ Bellte er sie an.

Die Männer, welche am Tisch Karten spielten, guckten alle erwartungsvoll zu ihnen herüber. Die beiden Fremden schienen sie nervös zu machen.

Widerwillig schnallten sie ihre Gürtel ab und gaben dem grimmigen Mann ihr Hab und Gut.

Er legte die Waffen in eine Truhe, schloss diese mit seinem Schlüsselbund ab und deutete ihnen den Weg durch eine weitere, kleine Tür. Sie führte in die Empfangshalle von Jarl Erik Roem, dem Fetten.

Die Fremden traten ein und ihnen schlug ein unfassbarer Hitzeschwall entgegen. Es brannte in vier Kaminen helle Feuer. Durch den massiven Temperaturunterschied wurde den beiden kurz schwindelig, sie fingen sich aber sofort wieder.

An der Decke des geräumigen Gewölbes hing das Wappen der Roems. Ein großer, schwarzer Krake auf einem mit blauen Wellen verzierten Hintergrund, welcher seine Tentakel in alle Richtungen ausstreckte.

Der Grund, warum die Roems den Kraken, ein beängstigendes Tier, als ihr Wappen gewählt hatten, war nicht, wie anzunehmen, weil der Krake eine furchteinflößende Bestie war. Und auch nicht, weil diese Bestie die nördlichen Meere durchstreifte und ganze Galeeren in die ewigen Tiefen des Ozeans zog.

Der wahre Grund dafür war das charakteristische Aussehen der Roems. Die Fremden drehten sich zu dem kleinen Podest, auf dem ein mit Essen überfüllte Tafel stand. An diesem großen Tisch saß nur eine Person, der Jarl von Ostbucht.

Ihnen schauderte bei dem Anblick des Mannes.

Seine unnormal langen Finger, welche an die Tentakel eines Kraken erinnerte, tasteten nach einem Apfel, während die dunklen Augen des Jarls die Fremden musterte. Sein Kopf war viel zu groß für seinen Körper. Die Stirn stand zu weit nach vorne und sein Hinterkopf hatte etwas Längliches an sich, als hätte man ihn bei der Geburt mit einem Hammer breitgeschlagen. Ein dickes Kinn, wo eigentlich sein Hals hätte seien sollen, zuckte kurz. Der Mann sah aus wie eine ekelhafte Mischung aus Mensch und Krake. Langen, fettigen Haare verdeckten die Ohren des Jarls. Die Halbglatze auf seinem Kopf glänzte im flackernden Licht des Feuers.

Die langen, beinahe schon abstoßenden, Finger fanden einen Apfel in einer goldenen Schüssel, führten ihn zum Mund des Scheusals und gelbe, spitze Zähne bissen gierig hinein. Der Fruchtsaft tropfte auf seinen schwarzen Umhang und er fing an mit den Fremden zu reden.

„Hahaha.“, lachte er belustigt und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Das Lachen war von einem leichten Husten begleitet.

„Harald Kant, wenn ich mich nicht täusche. Ihr seid fern ab von eurer Heimat, mein Freund. Und das da?“, fragte er kurz nachdenklich. „Das muss Isak Terfort sein, wenn ich mich nicht irre. Was wollen die beiden Laufburschen von Lord Richard denn jetzt schon hier? Habt ihr vergessen das unser nächstes Treffen erst in einem Jahr stattfindet?“, fragte er die beiden mit lauter und krächzender Stimme.

Die Fremden schlugen ihre Kapuzen zurück.

Harald Kant trat vor. Er sah für seine Familie typisch aus. Schulterlanges, bronzenes Haar, ein kantiger Kiefer, breite Schultern und ein grimmiger Blick. Er breitete seine Arme aus.

„Jarl Roem. Schön euch endlich zu sehen. Ich weiß, unser Besuch ist außerplanmäßig, deshalb möchte ich euch danken, dass ihr uns dennoch eine Audienz gewährt.“, fing er zu reden, doch wurde von der krächzenden Stimme des Jarls jäh unterbrochen.

„Ach, hört auf mit dem Geschleime. Am Hof gehört das vielleicht dazu, hier reden wir jedoch offen, dass müsstet ihr doch mittlerweile wissen, mein Freund.“, brabbelte er vor sich hin. „Euer Vetter, dieser Lord Richard, hat bestimmt eine Bitte an mich, nicht wahr? Sonst hätte er euch Beide nicht den ganzen Weg von der Spitze bis zu diesem von allen Göttern verlassenen Ort geschickt.“.

Harald zögerte, bevor er weitersprach. Jetzt ein falsches Wort und er würde zusammen mit Isak noch diesen Abend an einem Galgen baumeln.

Mit Bedacht sprach er langsam und gemächlich.

„Nun, Jarl Roem, es geht indirekt um einen Handel. Oder vielmehr um einen Pakt zwischen Ostbucht und der Provinz Ostland. Ich bin mir sicher, ihr erinnert euch daran, wie Ihr bei unserem letzten Treffen erzählt habt, dass die Überfälle auf eure Schiffe in den letzten Jahren massiv zugenommen haben?“, begann Harald vorsichtig zu sprechen.

Dabei versuchte er den Jarl ja nicht zu provozieren. Er kannte ihn schon lange und eine Sache wusste er, die Roems waren die gefährlichste Familie auf Railon. Leider auch die Mächtigste und mit ihr durfte man es sich nicht verscherzen.

Der Jarl zog eine Augenbraue hoch.

„Natürlich erinnere ich mich! Es ist auch seit diesem Treffen nicht besser geworden. Aber sagt, was interessieren euch meine Handelsrouten? Keins meiner Schiffe durchquert eure Gewässer! nur die, mit ausdrücklicher Genehmigung!“.

Harald hatte den Jarl am Haken, so viel war klar. Jetzt kam der schwerste Teil.

„Nun, ich habe davon meinem Vetter, Lord Richard, berichtet und dieser glaubt eine Lösung für euer Problem gefunden zu haben. Er meinte…“.

Der Jarl unterbrach Harald harsch.

„Euer Vetter glaubt eine Lösung für mein Problem zu haben?“, fragte er wütend und spuckte dabei kleine Stücke des Apfels aus, welchen er immer noch verspeiste. „Ich schicke doch auch nicht meinen Sohn zu ihm und behaupte zu wissen, wie man den Frieden im Kaiserreich wiederherstellt!“.

Jarl Roem war wütend und trank zur Beruhigung einen kräftigen Schluck Bier aus seinem großen Krug.

Isak trat jetzt vor. Er hatte die Sorge, sein alter Freund könnte ihr Vorhaben mit einer unangebrachten Wortwahl zum Scheitern bringen.

„Vielleicht sollte ich weiterreden. Jarl Roem, ihr kennt mich und ihr wisst, dass ich großen Respekt und Anerkennung euch gegenüber habe.“, schmeichelte Isak dem fetten Jarl, was diesem ziemlich zu gefallen schien. Er nickte breit grinsend und nahm einen großen Schluck Bier.

„Wie ihr auch sicher wisst, Leben wir gerade alle in sehr wilden Zeiten. Das Kaiserreich steht am Rande eines Bürgerkriegs. Wenn ein solcher wirklich ausbrechen sollte, müsstet ihr euch noch mehr um eure Handelsrouten sorgen, da sie vermutlich das Ziel der kaiserlichen Flotte werden würde, um euren Handel mit Ostland zu unterbinden. Und das wäre Fatal für eure, sowie für unsere Wirtschaft.“.

Der fette Jarl nickte weiterhin und hing förmlich an Isaks Lippen, welcher jetzt einen Schritt vortrat und eine gebeugte Haltung einnahm.

„Deshalb möchte ich euch im Auftrag meines Lehnsherrn, Lord Richard von der Spitze, einen Pakt anbieten. Unsere Flotte, von über einhundert Schiffen, wird eure Handelsrouten bewachen und vor Piraten schützen. Im Gegenzug muss die Flotte von Ostbucht und all ihre Krieger im Falle eines Angriffs der kaiserlichen Armee auf Ostland, den Soldaten Ostlands im Kampf gegen die Unterdrücker beistehen.“.

Isak ließ die Worte im Raum stehen und trat wieder neben Harald, welcher gespannt zu Jarl Roem aufschaute.

Dieser saß auf seinem Stuhl und blickte auf den halb aufgegessenen Apfel in seiner Hand, machte aber keine Anstalten etwas zu sagen.

In der Halle herrschte Totenstille. Nur das Prasseln des Kamins war zu hören. Und das leise Atmen von Harald und Isak, sowie das eher laute und ungesunde Atmen des fetten Jarls. Nur ein aufmerksamer Zuhörer hätte gemerkt, dass noch jemand in der Halle atmeten.

Der Jarl hatte schon immer eine lange Bedenkzeit gebraucht, vor allem bei schwerwiegenden Entscheidungen. Es war also kein Wunder, dass sie auch jetzt auf eine Antwort warten mussten.

Die Feuer in den vier Kaminen hatte sie mittlerweile aufgewärmt und Harald merkte, dass ihm eine Schweißperle über die Wange lief.

Plötzlich zerschlug die Stimme des Jarls die Ruhe im Raum. Er blickte auf seinen Apfel und sprach zu Harald.

„Wisst ihr, Harald, es macht mich traurig. Ihr habt euch erinnert, dass ich Probleme mit Überfällen auf meine Schiffe habe. Jedoch habt ihr euch anscheinend nicht daran erinnert, dass ich bei unserem ersten Treffen meinen Standpunkt, bezüglich einem Militärabkommen mit Ostland klargemacht habe. Bevor ein Krieger des Nordens mit einem Ostmann Seite an Seite kämpft, wird sich das Meer rot färben.“.

Harald und Isak sahen sich verunsicherte an. Bedrückt standen sie da. Harald versuchte aber den Jarl doch noch umzustimmen.

„Ich bitte euch, Jarl Roem. Ihr könnt unsere Hilfe gebrauchen, genauso wie wir eure. Die Kaiserlichen fürchten die Krieger des Nordens mehr als alles andere.“.

Der fette Jarl erhob sich von seinem Stuhl. Langsam hievte er seinen voluminösen Bauch hoch und stütze sich mit seinen Armen auf dem Tisch ab, welcher sich unter dem Gewicht leicht verbog.

„Hahahaha....“, hallte es leise aus dem fetten Mann heraus.

Irgendetwas stimmte hier nicht, da war sich Harald sicher.

Der Jarl fing an zu sprechen.

„Nun, in einem gewissen Punkt habt ihr recht. Die Kaiserlichen fürchten meine Krieger. Und ja, ich könnte eure Schiffe gut gebrauchen, um meine Schiffe vor Banditen zu beschützen. Da gibt es nur ein klitzekleines Problem.“, erklärte er schweratmend.

Isak und Harald blickten sich beunruhigt an.

Ihre Herzen begannen schneller zu schlagen und sie schauten zu Jarl Roems Podest hinauf, wo er, wie ein fettes Monster, auf sie herabschaute.

Harald wagte es erneut zu sprechen.

„Und welches Problem wäre das, Jarl Roem?“, fragte er langsam und merkte, dass er trotz der Hitze zitterte.

Der fette Jarl blickte Harald in die Augen und entblößte seine spitzen, gelben Zähne zu einem fiesen Lächeln.

Dann sagte er „Die Kaiserlichen waren schon vor euch hier.“.

Mit hallenden Schritten trat hinter dem Jarl ein großgewachsener Mann mit langem, blonden Haar hervor. Im selben Moment schlug eine Seitentür auf. Durch diese stürmten mit gezogenen Schwertern ein Dutzend Soldaten des Kaisers in die Halle.

Harald wollte sein Schwert ziehen, doch dann bemerkte er bestürzt, dass sie ihre Waffen ja den Männern des Jarls überlassen hatten.

Isak griff, genau wie Harald, ins Leere, als er seine Waffe suchte. Die beiden waren wehrlos.

Die scharfen Schwertklingen der Soldaten schienen im Feuer der Kamine zu glühen. Durch die Visiere dunkler Lederhelme glänzten ihre Augen.

Isaks Mageninhalt erhob sich. Er wollte nicht sterben, die ganze Welt hatte er als Kind erkunden wollen und jetzt? Nicht weiter als nach Railon war er gekommen und wofür? Um von einem Haufen Kaiserlicher abgestochen zu werden.

Harald schaute sich erschrocken um.

„Was hat das zu bedeuten? Ich dachte unser Treffen wäre geheim!“, fragte Harald den Jarl, welcher sich nur in seinem Stuhl zurücklehnte und den Mann neben ihm sprechen ließ.

Mit einem breiten Grinsen begrüßte der Unbekannte sie und schien sich sichtlich zu freuen.

„Harald Kant und Isak Terfort. Wir haben bereits auf euch gewartet.“, säuselte er und trat langsam von dem Podest herunter. Er trug einen schwarzen Brustpanzer, dazu Beinschienen und einen grünlichen Samtumhang. In seiner linken Hand hielt er sein Schwert. Die Klinge war scharf und Harald wurde bei dem Anblick übel.

Isak wollte nicht aufgeben.

„Wer seid ihr und was wollt ihr? Wir sind hier auf einer Diplomatischen Mission, ihr habt kein Recht uns zu belästigen!“.

Isak drückte sich wie immer vornehm aus.

Jetzt lachte der Mann wieder. Er war hübsch, wenn auch schon etwas älter.

„Wer ich bin ist hier nicht von Belang. Es ist jedoch von Belang, dass ich im Auftrag des Kaisers hier bin.“, erklärte er ihnen langsam, als wären sie kleine Kinder, denen etwas verboten wurde.

Harald schnaubte.

„Das gibt euch jedoch nicht das Recht uns zu bedrohen!“, maulte er den Fremden an. Dieser war wenig beeindruckt.

„Der Kaiser hat mich losgeschickt, zwei Verräter aus Ostland ausfindig zu machen, welche gegen die Interessen des Reichs handeln. Ich hatte jedoch nicht erwartet, euch so leicht in die Hände zu kriegen.“.

Der Mann gab seinen Soldaten ein Zeichen und je zwei von ihnen packten sie an den Armen. Sie waren wehrlos. Jarl Roem aß, trank und schien das Ganze zu genießen.

Aus Verzweiflung heraus versuchte Harald es erneut.

„Mein Vetter wird davon erfahren! Zwei Botschafter Ostlands festzunehmen wird die Stimmung im Reich nicht gerade bessern.“.

Doch der Fremde hörte nicht auf ihn.

„Wisst ihr, es wird nie jemand hiervon erfahren. Lord Richard wird euch erst in ein paar Monaten vermissen. Bis dahin ist es für Ostland zu spät.“.

Bei diesen Worten wurde Harald zornig. Er verspürte Angst und Wut. Was meinte der Mann damit. Für Ostland zu spät?

Der Fremde lachte erneut, als er die Furcht in ihren Gesichtern sah.

„Oh, keine Angst, ihr werdet die Umsetzten der Pläne ihrer Majestät nicht mehr erleben.“, sagte er kalt.

Bevor Harald klar wurde, was der Fremde meint, stieß dieser das Schwert in Isaks Brust. Isak schrie nicht. Er sagte nichts.

Als er seinen Mund öffnete, kam statt Worten nur dunkles Blut heraus.

Bei dem Anblick seines Freundes liefen Harald Tränen in die Augen.

Langsam zog der Fremde das Schwert aus dem armen Isak, welchen die Soldaten losließen, so dass er auf die Knie fiel. Mit einem dumpfen Ruck kippte er zu Boden und regte sich nicht mehr. Mit kalten, leeren Augen schaute er zu Harald auf.

Dieser konnte seinen Blick von dem toten Leib nicht lösen. Eine Schnappatmung hatte von ihm Besitz ergriffen.

Das letzte, was er sah, war, wie der fremde Mann ihm das Schwert in den Bauch rammte. Aber Harald spürte es nicht einmal. Er wollte etwas sagen, doch stattdessen spuckte er Blut. Die Soldaten ließen in ebenfalls los und er sackte auf die Knie. Mit letzter Kraft blickte er hoch zu dem Fremden, welcher sein Schwert an Isaks Umhang abwischte.

Harald fiel nun auf die Seite. So vieles schwirrte ihm durch den Kopf. Er würde nie wieder sein Zuhause sehen. Seine Familie. Er hatte sie enttäuscht.

>Ich habe dich enttäuscht, Richard.<

Dann wurde alles um ihn herum schwarz.

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