Lyla war nun schon bei fünf Zeremonien zum Fest des Blumenmondes und jedes Mal sah sie, wie andere Wölfe ihren Seelengefährten fanden, nur sie nicht. Egal wie oft sie ihren verzweifelten Ruf zum Mond hinauf heulte, sie bekam nie eine Antwort.
Nun stand ihr 21. Geburtstag vor der Tür, dann würde auch die Paarungszeit anfangen und das nächste Fest anstehen.
Sie wollte sich aber nicht ihren Trieben hingegen, noch ddie Tradition einhalten, dass ein weiblicher Alpha automatisch zu einer Luna wird, wenn sie vermählt werden muss.
Lyla war aber weder an einer "Zwangsehe", noch daran interessiert, nur eine Luna zu sein.
Denn eine Luna, war für die Nachkommen verantwortlich und sie war eine geborene Alpha.
Lyla
Ich saß, wie eigentlich jeden Tag, am Waldrand und skizzierte die Umgebung und alles was mir vor die Augen kam. Mein Block war schon wieder fast voll, mit allen möglichen Tieren, die sich hier her trauten. Von der kleinen Ameise bis hin zum prachtvollen Adler, der seine Kreise über dem See zog.
Aber das waren eigentlich nur Kritzeleien, denn die wirklichen Bilder, nach denen sich mein ganzer Körper sehnte, waren auf der Rückseite.
Mein tiefschwarzer Wolf, wie er sich unter den Kopf eines braunen Wolfes schmiegt. Oder wie sie unterwürfig unter einem großen hellen Wolf liegt.
Ich klopfte mir mit meinem rechten Handballen gegen den Kopf.
"Reiß dich zusammen Lyla! Du musst einen klaren Kopf behalten, die Paarungszeit wird bald anfangen und dann musst du schnell sein!" sagte ich zu mir selbst.
Ich war eine der wenigen weiblichen Wölfe, die sich noch nicht in der Paarungszeit vergnügt hatten, also noch nie.
Ich hielt an meiner eigenen kleinen Tradition fest, dass ich mich nur meinem Seelengefährten hingeben würde, egal wie sehr meine Wölfin auch nach anderen Wölfen lechzte.
Aber es wurde von Jahr zu Jahr schwieriger für mich, mich meinen Trieben nicht hinzugeben.
Entweder ich würde endlich bald meinen Partner finden, oder ich müsste mich der Tatsache stellen, dass ich ein hoffnungsloser Fall war und mich dem Willen unseres Alphas beugen.
Ich schüttelte bei dem Gedanken heftig meinen Kopf hin und her.
"Nein, ich habe keine Lust auf eine arrangierte Verbindung!" rief ich mir selbst im Geiste zu.
"Lyla, aber überleg doch mal, es stehen ganz nette Wölfe zur Auswahl." unterbrach mich meine Wölfin Luna.
Jetzt ging diese Diskussion wieder los.
"Ja ganz tolle Wölfe!" antwortete ich ihr, mit einem sarkastischen Unterton.
Ich konnte hören, wie sie mit ihren Augen rollte.
"Was hast du denn gegen Kranos?" fragte sie mich.
"Kranos ist in der Erbreihenfolge sehr weit hinten. Er ist der drittgeborene Sohn aus dem Schattenrudel, also will er nur seinen Status erhöhen, indem er eine Verbindung mit mir eingeht." antworteteich und bekam einen Schauer, als ich an diesen zerzausten grauen Wolf dachte.
Er war zwar groß und wirkte führungstauglich, wollte aber immer im Mittelpunkt stehen, was in seiner menschlichen Form nicht anders war.
"Und was ist mit Seppel, aus dem Rudel am See? Er hat auch keine Seelengefährtin." schlug sie vor.
"Der ist fast vier Jahre jünger als ich und sowohl als Wolf, als auch als Mensch über einen Kopf kleiner als ich. Da mache ich mich ja bei jedem Rudel-Treffen lächerlich, wenn ich mit so einem Welpen da ankomme. Außerdem ist er ein Beta." protestierte ich. Seppel war schon fast so etwas wie ein kleiner Bruder, da er mit meinem jüngeren Bruder Luke befreundet war und so ziemlich jedes Wochenende bei uns verbrachte.
"Mein Traum Seelengefährte wäre ja einer aus dem royalen Rudel, aber das bleibt ja leider nur ein Traum." entgegnete ich beiläufig.
"Ja, ein Traum. Okay und was ist mit Milo aus dem Bergrudel? Er ist doch ganz süß, auch in seiner menschlichen Form. Er ist auch sehr sympathisch, höflich und zuvorkommend. Außerdem ist er auch ein Alpha. Er hat bisher auch noch nicht seine Seelengefährtin gefunden und ihr beiden seid im selben Alter." schwärmte sie.
Da hatte sie Recht, Milo war schon ein kleiner Leckerbissen. Ein großer, imposanter, schwarz brauner Wolf, der jeden mit Respekt behandelt. Und auch seine menschliche Form war nicht zu verachten. Groß und muskulös, dunkelbraun Haare und tiefe dunkelgrüne Augen.
"Okay, du hast gewonnen. Sollten wir dieses Jahr wieder scheitern, dann werden wir die Verbindung mit Milo eingehen." stimmte ich Luna zu.