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Das Schluchzen ist noch meilenweit über den Friedhof zu hören, während wir ihn zu seinem Grab begleiten. Keiner von uns hätte damit gerechnet, dass wir so früh Abschied nehmen müssten. Als ich mit Tränen in den Augen seine Mutter ansehe kann auch ich nicht mehr aufhören zu Weinen und zu schluchzen.

Amber liegt weinend in den Armen ihres Mannes Rick. Oder eher Exmann. Eigentlich haben die beiden sich vor kurzem scheiden lassen, doch auch hier kommen die beiden zusammen. Es ist etwas mit dem sie ihr lebenslang versuchen müssen klar zu kommen.

Ihr einziger Sohn ist von ihnen gegangen. Als wir vor dem Grab ankommen darf jeder ein paar Worte sagen. Amber versucht unter Tränen ein letztes Ich liebe dich zu sagen. Rick sagt wie sehr er ihn vermissen wird. Selbst seine Freunde, Mike und Alex sagen liebe und nette Dinge zum Abschied. Aber als ich zum Grab komme bringe ich keinen Ton über meine Lippen. Mein Körper ist wie erstarrt als ich die leicht Krause Schrift auf dem dunklen Grabstein lese.

Hier ruht Jackson Avens Sohn und Freund.


Die heissen Tränen kullern über meine Wangen und hinterlassen Narben die tief verwurzelt in meinem Herzen bleiben. Er war mehr als das. Er hatte mehr verdient als diese mickrige kleine Innschrift auf einem Stein Es tut so weh, dass ich fast vergesse zu Atmen. Alles ist still. Ich weiß das alle auf meine Worte warten, das sie darauf warten was ich sage, aber ich bringe es einfach nicht zu Stande etwas zu sagen und lasse stattdessen einen schmerzerfüllten schrei meiner Kehle entweichen, der den ganzen Friedhof erfüllt und falle auf meine Knie.

Der matschige Boden durchnässt meine schwarze Strumpfhose und alles wirkt so kalt und trostlos. Wieder ist das Schluchzen hinter mir zu hören. Eine warme, breite Hand findet Platz auf meiner Schulter. »Jackson siehst du das? Sie weint, dabei hattest du mir versprochen sie niemals zum Weinen zu bringen...« Entgeistert und mit tränen überströmten Gesicht schaue ich zuerst auf die Hand und dann in sein Gesicht. Die Hand und stimme gehören zu Cole. Seine sonst lockigen schwarze Haare hat er nach hinten gegelt und er trägt einen Anzug. Jeder scheint ihn anzustarren, während er mit seiner Rede fortfährt. »Du fehlst hier, schon jetzt nach nur ein paar Tagen. Ich will nur das du weißt das wir dich alle lieben...« Während er dies sagt zieht er mich nach oben. Seine Hand nimmt meine und während er mit mir die letzte Rose zu seinem Grab runterfallen lässt, sagt er seine letzten Worte. »Jetzt werde ich auf sie aufpassen, du kannst dich auf mich verlassen«

Seine Worte lassen mich erneut weinen. Ich hatte gar nicht gemerkt das ich durch seine Rede aufgehört hatte zu weinen. Tausend fragen würden nun normalerweise durch meinen Kopf schwirren. Warum ist er hier? Warm sagt er auf einmal so etwas? Was denkt er sich nur? Doch das einzige was ich tue ist schluchzend und verheult in seine Arme zu fallen. Seine Arme halten mich feste an sich gedrückt. Er lässt mich nicht los bis wir wieder bei den Autos ankommen.

Ich stehe vor Ricks großem schwarzen SUV während Amber mit Cole redet. Ich höre zwar nicht was sie sagt, jedoch merke ich an ihrem Ausdruck das sie such bei Cole bedankt. Wahrscheinlich für seine netten Worte. So wie ich Amber kenne lädt sie ihn bestimmt ein, um mit uns zusammen noch ein letztes Mal essen zu gehen. Als sie jedoch alleine zum Auto kommt ist meine Frage beantwortet. Ich schaue ein letztes Mal zu Cole. Unsere Blicke treffen sich. Seine grünen Augen bohren sich in meine. Sie wirken dunkler. Er lächelt nicht. Er versucht es nicht einmal. Sein Blick ist starr. Er nickt mir nur ein einziges Mal zu. Sein nicken ist kaum bemerkbar. Genauso meines.

Ich steige in den Wagen und mit langsamen Tempo fahren wir vom Friedhof runter.

Im Restaurant ist die stille bedrückend. An dem kleinen, runden Tisch sitzen wir.

Amber, Rick Jacksons Freunde, meine Mum und ich, nur ein Platz ist frei. Ich bin wütend das er nicht mitgekommen ist. Aber noch wütender bin ich über diese Situation. Ich habe noch nie verstanden, warum man sich nach dem Tod eines geliebten Menschen treffen und zusammen essen sollte geschweige denn Feiern. Aber nun verstand ich es noch weniger. Keiner brachte einen Ton raus.

Warum sollte ich feiern das der Mensch, den ich so sehr geliebt hatte, nun nicht mehr da ist? Wieder sehe ich die Bilder vom Unfall vor meinen Augen. Ich erinnerte mich nicht an viel. Mein Psychologe sagte irgendetwas von traumatischem Erlebnis und das ich mich vielleicht deshalb nicht an mehr erinnern konnte. Ich weiß nicht wer der andere Fahrer war. Das einzige was ich weiß ist das er einen Herzinfarkt während der Fahrt hatte. Er konnte also nichts dafür und das machte mich Krank.

Wenn er betrunken oder einfach nur unvorsichtig gewesen wäre, hätte ich jemandem die Schuld dafür geben können. Aber das ging nicht. War das sein Schicksal gewesen? Jackson war der liebste und gütigste Mensch auf der Welt gewesen und das sollte sein Ende gewesen sein?

Ich sah hinunter zu meinem Teller, der noch immer prall gefüllt war. Ich bekam keinen bissen runter. Ich entschuldigte mich und verschwand mit der Ausrede auf die Toilette zu müssen, aber stattdessen, rannte ich so schnell es ging nach Hause, in der Hoffnung niemand würde sich sorgen machen.

In meinem Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Als meine Mutter zwei Stunden später die Tür öffnete, spürte ich ihre Augen auf mir ruhen. Ein Seufzer verließ ihren Hals. Ich spürte wie das Bett sich leicht senkte und ihre Hand auf meinem Rücken lag. »Mein Schatz... ich weiß wie schwer das nun für dich ist, aber ich will das du weißt, dass ich immer für dich da bin egal was passiert.«

Sie wartete ein paar Sekunden auf eine Antwort. Als sie jedoch realisiert das sie keine bekommt, steht sie auf und verlässt leise mein Zimmer.

Danke Mama
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