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Oh, Ruby!

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Chapter 2

Fertig angezogen versuchte ich meine wildgewordenen Locken, wieder in den Griff zu bekommen. Ich war jedes Mal aufs Neue dankbar, dass ich eine Tube Lockengel in Ashtons Schreibtischschublade deponiert hatte. So sahhen mir meine lieben Co-Worker zumindest einen Tick weniger an, was hier drin passierte.

Wahrscheinlich vermuteten schon so einige, das zwischen Ash und mir was lief, aber das war mir persönlich eigentlich ziemlich egal. Denn jeder bei Lawson&Jefferson wusste, dass ich mir meine Position hart erarbeitet und absolut verdient hatte. So konnte es niemand wagen, mir vorzuwerfen, dass ich meiner Karriere wegen mich hoch zu schlafen versuchte.

Natürlich hatte es gewisse Vorteile, Ashton um den kleinen Finger gewickelt zu haben. So konnte ich ihn beispielsweise problemlos davon überzeugen, Josy in mein Team zu transferieren. Aber dafür müsste ich eigentlich gar nicht mit ihm schlafen, meinem Charme konnte er sowieso nicht widerstehen.

Jedoch fand ich den 36-Jährigen schlichtweg unglaublich attraktiv mit den kurzen dunklen Haaren, den ersten weissen Verfärbungen an den Seiten, den fast schwarzen Augen und dem charmanten Lächeln. Und der Altersunterschied von rund 10 Jahren hatte seinen ganz eigenen Reiz. Daneben machte sich seine Lebenserfahrung zu meinem grossen Glück auch absolut im Bett bemerkbar.

«Kann ich Morgen Abend zu dir kommen?», riss mich Ashton aus den Gedanken, während er die mittleren Knöpfe seines hellblauen Hemdes zuknöpfte. Mhmm…meiner Meinung nach, konnte er es gerne so lassen. Er sass mit dem einen Bein halb auf seinem Schreibtisch. Wie oft wir es wohl schon darauf getrieben hatten?

Mit einem verführerischen Augenaufschlag wandte ich mich zu dem Schönling. Meine Stimme klang tief und berauschend: «Hmm…Ich weiss nicht…»

Ein Schmunzeln zuckte über sein Gesicht und er streckte den Arm nach mir aus, um mich an meiner Taille zu sich zu ziehen. Wir grinsten beide breit, als wir uns wieder so nahestanden. Er beugte sich vor und fing an leichte Küsse auf meiner Schulter zu verteilen.

«Bist du dir sicher?», schnurrte er während er mich langsam meinen Hals hinauf küsste. Ich schloss die Augen und genoss seine Zärtlichkeit.

«Ich könnte wieder mal für dich kochen…», bot er mir an.

Seine Lippen fuhren weiter, hinter mein Ohr. Strichen sanft über meine zarte Haut. Meine Härchen stellten sich auf. Gott, wie konnte sich das nur so gut anfühlen?

«Wir könnten einen Film sehen», seine Stimme wurde etwas tiefer: «Ich könnte dich dabei massieren…»

Meine Hände glitten über seine Oberarme hoch bis zu seinem Nacken.

«Mhmm…», entgegnete ich bei der Vorstellung an seine Hände an meinem Körper und flüsterte, «wir könnten wieder Mal gemeinsam ein Bad nehmen.»

Sein Atem wurde etwas schwerer, ich sah ihm genau an, was die Vorstellung in ihm auslöste. Sein Gesicht kam meinem immer näher, er öffnete den Mund leicht. Sein Atem streifte meinen. Seine warmen Hände waren noch immer eng um meinen Körper geschlossen. Er näherte sich noch etwas weiter, so dass nur ein kleines nichts unsere Lippen trennte.

«Baby», fing ich flüsternd an, «ich…Ich überlege es mir.» Ein freches Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit, während ich einen Schritt zurück machte.

«Ich muss mich für Eastwood vorbereiten. Wir sehen uns.», zwinkerte ich ihm zu und machte auf dem Absatz kehrt um das feine Büro und den verdatterten Ash hinter mir zu lassen.

Der restliche Tag galt Eastwood. Ich hatte schon einiges für das erste Meeting vorbereitet, da ich schon vor Wochen für das Projekt eingeteilt wurde. Nur hatte ich angenommen, dass Ash selbst den Lead übernehmen möchte, da es doch ein extrem grosser Kunde ist. Daher setzte ich mich noch gezielter mit der Thematik auseinander.

Daneben freute ich mich mit Josy darüber, dass wir endlich Mal wieder enger zusammenarbeiten würden. Mit Lou und Cass kam das leider nie in Frage. Lou arbeitete in der Finanzabteilung und Cass war zwar wie Josy eine Event Operations Managerin, sprich für die gesamte Organisation eines Events mitverantwortlich, jedoch war sie bei Lawson untergegliedert.

Lawson&Jefferson entstand nämlich vor gut einem Jahrzehnt durch den Zusammenschluss von der Agentur von Lawson, die sich auf Kongresse, Weiterbildungen und Firmeninterne Anlässe spezialisiert hatte und der Agentur von Jefferson, die sich einem Namen im Bereich Kundenanlässen und Grossevents gemacht hatte. Und obwohl sich nun alles schon lange unter einem Dach abspielte, wurde diese strukturelle Einteilung über die Jahre hinweg beibehalten.

Ich hatte vor rund 4 Jahren bei Lawson&Jefferson, nach meinem Studienabschluss, als Intern angefangen. Seither hatte ich mich zum Strategic Event Planner hochgearbeitet. Was mich hierbei von der Position von Cass und Josy unterschied, ist dass ich mich nicht direkt für die operativen Organisation eines Events kümmere, sondern die strategische und konzeptionelle Planung vollziehe, weswegen ich für Konzept, die strategische Ausgestaltung und die Kreativarbeit zuständig bin.

Gut gelaunt machte ich mich nach Arbeitsschluss über die Strassen von New York City nach Hause, wo ich freudig von Jasper empfangen wurde. Mein freier Abend gilt ganz meinem geliebten Mitbewohner, der beim Abendmahl richtig verwöhnt wurde und eine extralange Gassi-tour geniessen durfte.

***

Auch am nächsten Tag gab es für den Vierbeiner eine lange Gassi-Tour, bevor er mich wie jeden Morgen mit traurigen Augen gehen liess. In Sullivan’s vergnügte ich mich wieder mit Jason, der mich strahlend empfing: «Oh guten Morgen Ruby! Dein doppelt gebrauter Cafe Creme mit Haselnuss-Aroma to Go kommt gleich.»

Ich hatte breit gelacht, ich mochte dieses Kerlchen einfach – oder eher wie er mich behandelte, wenn man das so sagen durfte.

Etwas später betrat ich das Büro, wo ich strahlend von Kimberly empfangen wurde: «Hey Ruby! Die Curved Monitore gehen klar.» Dabei zwinkerte sie mir zu und redete etwas leiser als sonst. Sie war mächtig stolz auf ihre kleine Rebellion.

«Ich wusste es! Du bist die beste, Kimberly!», lachte ich zurück und zeigte beide Daumen nach oben, machte mich dabei aber schon davon, da ich keine Lust auf eine Unterhaltung mit ihr hatte.

«Guten Morgen, Liebes!», wurde ich von der zuckersüssen Stimme, die meiner Freundin Josy gehörte begrüsst, «Bist du bereit diesen Eastwood Leuten Feuer hinterm Arsch zu machen?»

Ich lachte und gab ihr links und rechts ein Küsschen: «Darauf kannst du Gift nehmen.»

«Guten Morgen, Schönheit. Heute strahlst du ja sogar noch mehr als sonst. Da ist wohl jemand ganz scharf auf Eastwood.», wurde ich dann auch mit einem Zwinkern von Ty begrüsst. Spinenr dachte ich und schüttelte lachend den Kopf. Aber in der Tat freute ich mich extrem auf dieses Projekt.

***

Eine Stunde später marschierte Asch in voller Montur, inklusive Krawatte, durch den Flur: «Leute seid ihr startklar?»

Sofort ragten Josy und Annabelle in die Höhe und packten ihre Laptops, Notizhefte und Taschen. Ich musste innerlich schmunzeln, da ich Ashs so taffe Leier gar nicht ernst nehmen konnte, denn dafür kannte ich ihn zu gut. Ich meinte ich hatte schon miterlebt, wie der Kerl während dem Treiben, mal für kleine notgeile Pisser musste und splitterfasernackt durch meine Wohnung jagte und dann auch noch Schwierigkeiten mit dem Zielen hatte.

Bei dem Gedanken musste ich noch mehr schmunzeln. Ich konnte aber verstehen, weshalb andere ihn als ziemlich respekteinflössend empfanden.

Graziös stand ich auf und packte ruhig mein Zeug, bevor ich den Dreien folgte und beim Ausgang Jefferson traf. Er war nach der Akquise auch immer sehr gerne beim ersten Meeting dabei, um sich einen genaueren Eindruck von den Kundenwünschen zu machen. Immerhin litt sein Name darunter, wenn die Kunden unzufrieden mit uns waren – was aber so gut wie nie der Fall war.

So verliessen wir wenig später mit dem Firmenwagen die Tiefgarage und fuhren zur Upper East Side. Wie konnte jemand wie ich, der sein ganzes Leben in New York verbracht hatte und auch schon 26 war, nicht an dieses Viertel denken, ohne Blaire Waldorf und Serena van der Woodsen vor dem inneren Auge zu sehen?

“Wen haben wir denn da? R. wird gerade von unserem Charmeur Ashton höchstpersönlich durch die Upper East Side kutschiert. Was für einen schnuckligen Fahrer er doch abgibt! Wer kann es unserer lieben Ruby da verübeln, dass sie Mr. Lewis in dieser Kutsche lieber zwischen ihren Beinen als am Steuer hätte. xoxo Gossip Girl” schoss mir die entsprechende Stimme durch den Kopf. Und ich musste über meine eigene Albernheit grinsen.

Dabei war ich unglaublich froh, dass während der Fahrt vor allem der alte Jefferson, der auf dem Beifahrersitz sass, redete. Er war ein unglaublich smarter und herzenswarmer Mensch.

Nach dem der Verkehr New Yorks Ash fast wahnsinnig gemacht hatte, erreichten wir das hohe, ansehnliche Gebäude im Stil der französischen Renaissance, das die Aufschrift Eastwood trug.

Wir betraten das imposante Gebäude und wollten uns gerade bei der Rezeption anmelden, als eine tiefe Stimme meinen Vorgesetzten vertraut begrüsste: «Mr. Jefferson! Schön Sie hier zu haben!» Ich konnte den unbekannten nicht erspähen, weil mir Ash im Weg stand.

Daher schenkte ich vorerst meine Aufmerksamkeit den wunderschönen Säulen der majestätischen Eingangshalle. Ich hatte noch wage mitbekommen, wie unser Empfänger auch Ash begrüsste, bis plötzlich seine Presenz und seine Stimme sich viel zu nah anfühlten.

«Guten Tag,» begrüsste mich die tiefe Stimme und zwang mich meinen Blick von der Decke zu senken und direkt in ein strahlend blaues Augenpaar zu richten, das dem Mann gehörte, der mir gerade die Hand hinhielt und mich charmant anlächelte, «Theodore Reed.»

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